Am Wochenende findet in Thüringen der Landesverbandstag des dortigen Deutschen Journalistenverbandes statt. Als eine der stellvertretenden Vorsitzenden werde ich natürlich dabei sein. Denn obwohl ich inzwischen in der Schweiz wohne, bin ich dem DJV treu geblieben und möchte mich auch weiterhin für unseren Berufsstand einsetzen. Das erscheint mir gerade jetzt wichtiger denn je.

Für die Diskussionsrunde auf dem Verbandstag haben wir den Präsidenten der Thüringer Polizei, Frank-Michael Schwarz, eingeladen. Denn immer wieder hören wir von Kollegen, dass sie in Ausübung ihrer Aufgabe, ihres Berufes nicht nur von Fakenews-Rufern, sondern auch von Beamten behindert werden. Pressefreiheit hin oder her. Die bezeichnendsten Beispiele der vergangenen Monate kamen sicherlich aus Sachsen, doch auch in Thüringen läuft die Zusammenarbeit nicht immer reibungslos.

Vertrauen vs. die eigenen Rechte kennen

Ich spreche von Zusammenarbeit, denn in gewisser Weise arbeiten Behörden und Journalisten zusammen. Die Behörden sorgen für den Schutz der Bevölkerung, gerade Polizei, Rettungskräfte und Feuerwehr sind dem verpflichtet. Wir Medienschaffende sind für die Information zuständig. Unsere Aufgabe ist es, zu berichten, einzuordnen, zu analysieren, und so den Menschen die Möglichkeit zu bieten, sich eine fundierte Meinung zu bilden. Und damit schützen wir sie auch: vor Betrügern, vor Meinungsmachern, vor falschen Informationen. Polizist und Journalist sind also keine Feinde. Daraus leiten Leute, die Meinungen schüren wollen oder schlicht und einfach nicht hinterfragen, gern mal ab, wir Journalisten würden uns von Behörden und Politik die Texte diktieren lassen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Während meiner Volontärsausbildung in Südthüringen habe ich das auch immer so erlebt. Die Pressestellen der Polizei kannten ihre Journalisten vor Ort. Gab es einen Unfall, ein Feuer, ein Vorkommnis, war selbstverständlich auch der Lokalfotograf vor Ort. Die Fotografen und Videoredakteure, die ich damals erlebt habe, wussten, dass sie die Arbeit der Einsatzkräfte nicht zu behindern haben. Sie machten keine presseethisch unsauberen Bilder, waren keine Papparazzi. Sie kannten ihre Pflichten, aber genausogut ihre Rechte. Auf der anderen Seite kannten die Beamten vor Ort ihre Rechte und Pflichten, und wenn wirklich mal niemand vor Ort war, der ein Statement geben konnte, hat sich die Pressestelle schnell gekümmert. Doch ich habe auch anderes erlebt und erschrecke darüber, was Kollegen in den vergangenen Monaten so erzählen.

Gegenseitiger Respekt vor der Expertise des anderen

Damit dieses Miteinander funktioniert, braucht es Verständnis für und Vertrauen in das jeweilige Gegenüber. Polizei, Rettungskräfte und Feuerwehr müssen darauf vertrauen können, dass wir Journalisten sie als Experten ihres Faches ansehen, ihr Urteil ernst nehmen und respektieren, wenn Ermittlungsergebnisse ihre Zeit und Ermittlungen besondern Schutz brauchen. Auf der anderen Seite müssen wir Journalisten darauf vertrauen können, dass uns Einsatzkräfte und Behördenpressesprecher ernst nehmen, als Experten unseres Faches. Dazu gehört es, kein Medium einem anderen vorzuziehen. Die Arbeit der Berichterstatter nicht zu behindern oder zu unterbinden, weil Kollegen ja selbst mit dem Smartphone Bilder machen und schicken können oder Presseausweise, die immerhin vom Vorsitzenden der Innenministerkonferenz anerkannt werden, in Frage zu stellen.

Für ein solches Miteinander braucht es auf beiden Seiten gute Ausbildung, Feingefühl und,  das ist der wichtigste Punkt: Gespräche. Ein solches Gespräch darf ich am Samstag moderieren, worauf ich mich sehr freue. Denn es ist wichtig. Doch es darf nicht bei einer Diskussionsrunde in kleinerem Kreis bleiben. Die Gespräche außerhalb des Dienstes zwischen den Dienststellen vor Ort und den lokalen Journalisten vor Ort dürfen kein seltenes Vergnügen sein. Es braucht einen regelmäßigen Austausch über Dinge, die gut laufen, und Dinge, die nicht gut waren, um Verständnis zu festigen. Damit Journalisten wie Behörden nicht zum leichten Spielball für Meinungsmacher, Hetzer und Schreihälse werden. Damit Leser, Zuschauer und Hörer aus diesem gegenseitigen Vertrauen auch wieder Vertrauen in unsere Arbeit schöpfen können. 

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